Was zum Nachdenken
Das Märchen …
Macht sich der Käufer jemals klar, was wir ihm übergeben ?
Er rechnet kurz, bezahlt in bar, ein Stück aus unserem Leben !
Das Märchen wie man sich als Züchter eine goldene Nase verdient.
Züchter werden ist nicht schwer …
Es war einmal … ein Hundeliebhaber der mit dem Gedanken spielte mit seiner Hündin einen Wurf zu züchten.
Als er seinen Welpen damals beim Züchter abholte, fand er die Welpenpreise sehr teuer und hatte sich vorgenommen, zu beweisen, dass man auch günstigere Hunde züchten kann.
Schließlich ist das doch Hobby und eigentlich unverschämt, wenn ein Züchter soviel Geld daran verdienen will.
Die Voraussetzungen hatte er mit seiner Hündin geschaffen.
Sie hat erfolgreich die Zuchttauglichkeitsprüfung bestanden.
Er nimmt sich vor wie ein guter Geschäftsmann ordentlich Buch zu führen und trägt die Ausgaben in ein eigens dafür angeschafftes Heftchen ein.
Nun muss der Zwingername noch geschützt werden.
Nach einigen schlaflosen, durchdiskutierten Nächten ist man sich innerhalb der Familie einig.
Der Zuchtwart kommt zur Erstbesichtigung der Wurfstätte.
Es gibt nichts zu beanstanden und er erhält noch einige Tipps zur optimalen Gestaltung des Wurfzimmers und des Auslaufs.
Also wird eine Wurfkiste gebaut und eine Wärmeplatte bestellt, die eine konstante Bodentemperatur gewährleistet.
Eine nicht ganz preiswerte Sache, aber was soll es, wenn wir die Welpen haben, wird sich die Sache schon wieder rechnen, dachte unser Züchter.
Nun wird es langsam ernst, denn jetzt muss der passende Deckrüde gefunden werden.
Auf den Ausstellungen hatte er sich schon lange vorher umgesehen und sich den ein oder anderen vorgemerkt.
Die, die ihm besonders gut gefielen sind allerdings leider nicht die, die in unmittelbarer Nähe stehen.
Also bespricht er erst mal mit seinem Chef, dass er Urlaub braucht, um zum Decken fahren zu können.
Den Urlaubsantrag für den geplanten Wurftermin reicht er gleich mit ein.
Alles geregelt, jetzt kann es also losgehen.
Wieder stehen einige schlaflose Nächte an.
Ahnentafeln, Zuchttauglichkeitsberichte, Ausstellungsergebnisse und Prüfungsergebnisse werden verglichen.
War ein passender Rüde gefunden, mussten die Zuchtwerte überprüft werden.
Passt nicht – weitersuchen !
Passen die Zuchtwerte, stimmt die Fehlerbelastung des Rüden nicht.
Also gefrustet weitersuchen, so schwer hatte unser Züchter sich das nicht vorgestellt.
Aber irgendwann stimmte alles –Zuchtwerte, Nachzucht des Rüden, Gesundheit alles ok.
Unser Züchter ruft beim Deckrüdenbesitzer an um sich anzumelden.
Der Rüde ist ein hochprämierter Champion und hat bisher eine relativ fehlerfreie Nachzucht.
Sogar die Körung hat er bestanden.
Aber eine Erstlingshündin- nein- die möchte er lieber nicht annehmen.
Das könnte seine gute Zuchtstatistik kaputtmachen.
Beim zweiten Wurf der Hündin gerne, wenn man schon wisse, was sie vererbt.
Unser Züchter gibt nicht auf.
Beim nächsten ausgewählten Rüden hat er Glück.
Der wohnt zwar fast 800 km weit weg, aber was soll es, der Urlaub ist ja eh eingeplant.
Und endlich ist es soweit, seine Hündin kommt in die Hitze.
Auf geht es zum Tierarzt zur Decktagbestimmung.
Nach dreimaligem Tierarztbesuch steht der günstigste Decktag fest und unser Züchter macht sich auf die Reise.
Er hat für drei Tage ein Hotel gebucht, damit er noch Zeit zum Nachdecken hat.
Alles klappt bestens und stolz fährt er nach Hause, in freudiger Erwartung auf die Trächtigkeit seiner Hündin.
Inzwischen sieht die Soll-Seite seines Ausgabenbuches schon ziemlich gefüllt aus, auf der Haben-Seite ist noch gähnende Lehre.
Das ein Deckakt auch soo teuer ist … und die ganzen Nebenkosten wie die Fahrt und Hotel, dass hätte er wirklich nicht vermutet.
Die Tage verstreichen, die Hündin wird runder, die 63 Tage Tragezeit ziehen sich in die Länge und wollen gar nicht enden.
Der 63 Tag ist erreicht, der Urlaub ist angetreten.
Aber die Hündin macht noch keine Anstalten ihre Welpen zu werfen.
Der zu Rate gezogene Zuchtwart beruhigt den unerfahrenen Züchter, es kann auch schon mal länger dauern.
Vorsichtshalber lässt unser Züchter aber trotzdem noch mal Ultraschall beim Tierarzt machen und geht beruhigt nach Hause, als dieser ebenfalls bestätigt, dass alles im grünen Bereich ist.
Am 65 Tag verweigert die Hündin ihr Futter und beginnt zu hecheln.
Endlich- die Geburt beginnt.
Sie macht ihre Sache prima und wirf sechs Welpen.
Schade- nur sechs ? – unser Züchter hatte doch schon so oft von Würfen mit zehn Welpen gelesen.
Aber immerhin, sechs ist ja schon mal was und nun kann er ja zumindest von sich behaupten auch ein Züchter zu sein.
… Züchter sein dagegen sehr
Müde aber Glücklich, liegt der Züchter neben seiner Wurfkiste und betrachtet seine Welpen.
Alle liegen schmatzend an den Zitzen der Mutter, ein schönes Bild.
Eigentlich würde unser Züchter gerne schlafen, aber er ist unruhig und hat Angst die Welpen aus den Augen zu lassen.
Die Mutter ist ja unerfahren und könnte etwas falsch machen.
Aber irgendwann übermannt ihn die Müdigkeit und er schläft nach drei durchwachten Nächten ein.
Erschreckend wacht er auf, als er aus der Welpenkiste ein Wimmern vernimmt.
Die Mutter ist unruhig und stupst mit der Schnauze zwei Welpen herum und versucht sie in Decken zu verbuddeln.
Der Züchter legt sie wieder an die Zitzen, aber sie nuckeln nur und saugen nicht richtig.
Er ruft seien Zuchtwart an, der sich sofort auf den Weg macht, da er sowieso die Erstbesichtigung des Wurfes vornehmen wollte.
Welche Enttäuschung !
Der Zuchtwart stellt bei den zwei Welpen eine Hasenscharte und einen Spaltrachen fest, und die kleinen Welpen müssen durch den Tierarzt eingeschläfert werden, weil sie mit dieser Deformation nicht
lebensfähig sind.
Das erfahrene Auge des Zuchtwartes sieht bei einem der verbliebenen Welpen dann noch eine Knickrute, die in den ersten drei Lebenstagen durch den Tierarzt amputiert werden muss.
Au weih, so hatte sich unser Züchter das eigentlich nicht vorgestellt und fragt sich, wieso das alles gerade ihn treffen muss ?
Noch keine drei Tage vergangen und schon zwei Mal Tierarztkosten.
Aber immerhin sind ja noch vier Welpen übrig, wenn auch mit amputierter Rute.
Der Zuchtwart hatte ihn darauf aufmerksam gemacht, dass man gerade in den ersten Tagen eigentlich rund um die Uhr ein Auge auf die Welpen und die Mutter haben muss, damit die Milch erst
mal richtig in Gang kommt und die Welpen gleichmäßig trinken und zunehmen und die Mutter keine Gesäugeentzündung bekommt.
Leichter gesagt als getan.
Inzwischen ist unser Züchter doch schon recht müde und zerschlagen.
Wurflager sauber halten, ständig Decken wechseln, Welpen anlegen, Gesäuge abfühlen und Riesenberge, kaum zu bewältigende Wäsche.
Sein normaler Job in der Firma ist dagegen ja ein Kinderspiel.
Und es kommt wie es kommen musste.
Bei all der Arbeit und dem wenigen Schlaf, hat er doch einen kleinen Knoten im Gesäuge übersehen.
Milchstau, die Milch kommt nur noch gelb und klebrig aus den beiden hinteren Zitzen, ein sicheres Zeichen dafür, dass eine Gesäugeentzündung naht.
Er bemüht sich mit Quarkumschlägen, massieren und kühlen, die Milchproduktion wieder in Gang zu bekommen.
Vergeblich.
Der Tierarzt rät dringend die Welpen abzusetzen und sie weiter mit der Flasche aufzuziehen, da durch das entzündete Gesäuge Bakterien in der Milch sind, die den kleinen Welpen schaden können.
Also wird Welpenmilch besorgt und wieder einmal das Konto der Soll-Seite In Anspruch genommen.
Mühselig, alle vier Stunden rund um die Uhr, füttert der Züchter nun eifrig seine Hundekinder.
Zwischendurch massiert er weiter das Gesäuge und macht Quarkumschläge.
Bei seinem Chef muss er weiteren Urlaub beantragen, der zum Glück Tierliebhaber ist und Verständnis für diese Notlage aufweist.
Trotz allem gedeihen die Welpen, es naht der Zeitpunkt, an dem sie ihre erste feste Nahrung probieren dürfen.
Rindertartar.
Der Züchter überlegt sich beim Füttern, wann er das letzte Mal Rindertartar gegessen hat, eigentlich nie, denn für ihn war normales Gehacktes immer gut genug.
Aber für die Welpen wird natürlich nur das Beste (und leider auch Teuerste) gekauft.
Inzwischen haben sich auch erste Interessenten für die Welpen gemeldet.
Sie werden eingeladen sich den Wurf anzusehen, damit man sie persönlich kennen lernen kann.
Zum verabredeten Termin wird Kaffee und Kuchen bereitgestellt.
Man befragt sie nach ihrer Hundeerfahrung, ihrem Umfeld und was einem sonst noch wichtig erscheint.
Die Interessenten wirken schon etwas entnervt und geben zu bedenken, sie wollen einen Hund kaufen und nicht ein Kind adoptieren.
Das wiederum missfällt unserem Züchter doch sehr.
Schließlich adoptieren sie doch gerade eines seiner Kinder, zumindest empfindet er es so, nach all diesen Sorgen und Anstrengungen um die Kleinen.
Somit sind die ersten Interessenten erst mal beim Hundetauglichkeitstest durchgefallen und müssen unverrichteter Dinge wieder nach Hause.
Allerdings ist aber damit auch der ganze Nachmittag weg, und Kaffee und Kuchen auch.
Er nimmt sich vor, alles demnächst schon mal am Telefon abzuchecken.
Gesagt, getan.
Die nächsten Interessenten stellen sich vor.
Bereits vorgeprüft mit guten Voraussetzungen einen Welpen zu bekommen.
Alle Fragen des Züchters konnten sie zu seiner Befriedigung beantworten.
Nun aber haben die Interessenten noch einige Fragen: Ob die Eltern gesund seien, wie alt die Großeltern geworden sind und an was sie gestorben seien.
Ihnen sei besonders wichtig, dass der Züchter Ihnen eine Garantie auf die zukünftige Gesundheit des Welpen gebe, schließlich erhält man doch auf jede Ware so eine Art Garantie.
Ware-Garantie ?!
Meine Welpen sind Lebewesen und keine Ware !
Wie kann man auf ein Lebewesen denn Garantie geben ???
Fällt unserem Züchter dazu nur ein.
Nein auch solche Leute sind nicht geeignet.
Der Kaffeevorrat wird aufgestockt und Kuchen neu bevorratet.
Und irgendwann sind dann endlich die richtigen Käufer gefunden.
Die Leute die einen Hund aus Liebe zu dieser Rasse haben möchten und ihn so akzeptieren werden wie er ist.
Sie kommen den Welpen nun regelmäßig besuchen, natürlich mit der ganzen Familie, einschließlich Oma und Opa.
Die Wohnung sieht nach solchen Besuchen zwar aus als habe eine Bombe eingeschlagen, aber man möchte ja auch wissen, wie die neue Familie mit dem Hundekind umgeht.
Unser Züchter fühlt sich jetzt doch schon etwas urlaubsreif.
Dauernd Besuch, Anrufer die sich nach den Kleinen erkundigen, vorher Wohnung und Hundezimmer aufräumen, die Kleinen und die Mama füttern… …
Er hat sowieso das Gefühl das mehr aus den Welpen hinten herauskommt, als er oben reinfüttert.
Besonders morgens, wenn er in sein Hundezimmer kommt hilft nur eins: Türe auf-Welpen raus, Tür schnell zu und Häufchen einsammeln, die schon fast wie kleine Berge aussehen.
Decken, Spielzeug, Fressschüsseln, einfach alles, ist kreuz und quer im Zimmer verteilt und dementsprechend verunreinigt.
Seinen Sinn für Ordnung und Schönheit scheinen die Kleinen nicht teilen zu wollen.
Aber egal, Hauptsache sie fühlen sich wohl.
Tagesüber tollen sie draußen herum und erobern die Welt. Nicht ohne Folgen, denn plötzlich humpelt einer der Wüstlinge. Und wieder mal ab zum Tierarzt.
Gottlob aber nichts Ernstes.
Unserem Züchter ist keine Ruhe vergönnt.
In den nächsten Tagen hat ein anderer Welpe ein zugeschwollenes Gesicht und sieht zum Fürchten aus.
Nach einer Spritze vom Tierarzt nimmt er dann aber relativ schnell wieder normale Formen an.
War wohl nur gestochen worden.
Bei dieser Gelegenheit wird gleich ein Termin ausgemacht, an dem die Welpen gechipt und geimpft werden sollen.
Ach ja, und ein letztes Mal entwurmen muss ja auch nochmal sein, obwohl er doch dachte, diese teure Riesentube die er bereits vorher besorgt hatte, würde ausreichen.
Auf der Soll-Seite seines kleinen Heftchens ist schon bald kein Platz mehr.
Gechipt, mehrfach entwurmt und geimpft fehlt nur noch die Wurfabnahme durch den Zuchtwart, damit die Kleinen zu ihren neuen Besitzern können.
Dieser hat am Entwicklungszustand und der Aufzucht der Welpen nichts auszusetzen.
Er bekommt vom Züchter das Kilometergeld für die dreimalige Wurfbesichtigung und die Wurfabnahmegebühr und endlich, endlich naht nun der Tag, an dem er etwas auf der Haben Seite seines
Buches eintragen kann.
Die Welpen werden abgeholt.
Bei jedem einzelnen wird es dem Züchter schwer ums Herz.
Noch einmal durchlebt er all die Sorgen, schlaflosen Nächte und auch all das Schöne, dass ihm mit diesem Wurf widerfahren ist.
Gefühle, die mit Geldwert nicht aufzuwiegen sind.
Er hofft nur, dass es jedem einzelnen Hundekind in seinem Hundeleben gut gehen wird und die neuen Besitzer genauso fürsorglich mit ihnen umgehen wie er es selbst getan hat.
Nachdem die erste Trauer verflogen ist, holt er sein Buch raus und addiert seine sorgfältig aufgeführten Ausgaben.
Da ist eine ganze Menge zusammengekommen, aber immerhin ein klein wenig ist ihm an Überschuss geblieben.
Er beschließt, davon mit seiner Familie gemeinsam Essen zu gehen, um sie dafür ein wenig zu entschädigen, dass alles während der letzten Wochen zu kurz gekommen ist.
Sein Soll- und Habenbuch ist wieder auf null.
Er tröstet sich damit, dass ja alles noch hätte schlimmer kommen können und er ja eigentlich Glück hatte, nicht noch zusätzlich einen Kaiserschnitt oder eine Infektionskrankheit der Welpen in
Kauf nehmen zu müssen.
Als einige Wochen später die Ahnentafeln und die Rechnung dafür ins Haus flattern, ärgert er sich noch einmal.
Das hatte er in seiner Kalkulation ganz vergessen.
Und wenn er zu diesem Zeitpunkt schon gewusst hätte, dass noch eine riesige Stromnachzahlung auf ihn wartete, weil er es den Welpen so mollig warm gemacht hatte, wäre es nicht nur Ärger,
sondern Wut geworden.
Aber so dosiert war es zu ertragen.
Und wenn er nicht das Handtuch geworfen hat, wird er vielleicht noch einmal Welpen haben, aber nie mehr über die Welpenpreise meckern
(Ute Fröhlich)